Geschenkpaket

In Ergänzung zum Artikel "Die Ökonomie des Schenkens" finden Sie hier noch Literaturhinweise und weitere Ausführungen von Achim Eckstein:

Leseratte

Hinweis auf Literatur
Oswald Bayer, Ethik der Gabe, in Veronika Hoffmann, Die Gabe, ein Urwort der Theologie, Frankfurt am Main 2009,
Jan-Olav Henriksen, The Gift of Grace, in: C.Helmer u.a., Transformation`s Theology and contemporary Reflections, Amsterdam 2008
Veronika Hoffmann u.a., Die Gabe, zum Stand der Interdisziplinären Diskussion, München 2016
Veronika Hoffmann, Skizzen zu einer Theologie der Gabe,, Freiburg im Breisgau , 2002
M. Mauss, Die Gabe, Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, Frankfurt a.M. 1999 (1925)
Stephan Moebius, Geben, Nehmen, Erwidern, Opfern und Anerkennen, zur Soziologie und Diskussion von Marcel Mauss, Essay sur le Don , in: Jahrbuch für Biblische Theologie, Band 27, Geben und Nehmen, Neukirchen/Vluyn 2013

Geschenk unter Lupe
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Forschungsfeld Gabe
Bei einem Geschenk handelt es sich um eine Form der Gabe. Die Phänomene Geben und Empfangen, Tauschen und Spenden, Zurückgeben und Weitergeben rücken seit etwa drei Jahrzehnte in den Blickpunkt der sozialwissenschaftlichen, religionswissenschaftlichen und ethnologischen Forschung. Ausgangspunkt war die Arbeit des französischen Soziologen und Ethnologen Marcel Mauss: “Die Gabe. Form und Funktion des Austausch in archaischen Gesellschaften” vom Jahr 1924. Mauss stellt an den Gabepraktiken archaischer Gesellschaften eine Widersprüchlichkeit fest zwischen der offensichtlichen Freiwilligkeit der Gabe und der Tatsache fest, dass sie dennoch mit einer spezifischen Verpflichtung verbunden ist. Obwohl dort die Gabe-Vorgänge deutlich von ökonomischen Tausch-Vorgängen unterschieden werden, erkennt er in seinen empirischen Untersuchungen, dass eine gegebene Gabe eine Gegengabe hervorruft. Dieser Gabeverkehr dient insbesondere der Herstellung von Beziehungen zwischen sozialen Gruppen, sodass eine Weigerung eine Zurückweisung der Gebenden darstellt und erhebliche soziale Folgen nach sich zieht.
Mauss ethnologische Betrachtungen werden seit den 90er Jahren ergänzt und weitergeführt. Ein zentrales Thema dabei ist die Abgrenzung zwischen Tausch und Gabe. Nach Aussage des französischen Philosophen Derrida sind die Bedingungen der Möglichkeit einer (echten) Gabe zugleich die Bedingungen ihrer Unmöglichkeit. Denn die Gabe wäre nur in einer totalen Einseitigkeit denkbar, sodass jede Vermischung mit dem Tausch ausgeschlossen ist. So dürfte weder aufgrund von etwas, das der Empfänger getan hat, noch in der Erwartung einer Gegengabe gegeben werden. Das kann nach seiner Ansicht - konsequent durchdacht  - nur geschehen, wenn Gebender, Empfänger und Gabe jeweils nicht als solche zu erkennen sind. Dies aber hebt gerade die Definition von Gabe und damit vom Geschenk auf. Ganz im Gegenteil ist aber gerade das Geschenk dadurch charakterisiert, dass es als Geschenk ins Bewusstsein tritt und damit seine Einseitigkeit aufgibt. Vielleicht veranschaulicht dies auch die englische Übersetzung von Geschenk: "gift".